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Humboldt Stiftung:
Kleinkunst ist alles andere als kleine Kunst
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Berliner Zeitung
HOBBYARBEITER
Von Beruf König
DIE FREIZEITSERIE (Teil 1): Angeln oder Lesen – Feierabende sind bei Frau und Mann verschieden.Trotzdem gibt's Annäherungen: Mehr Berlinerinnen gehen jagen und vor dem Fernseher trifft man sich.
18.04.2005, Lokales – Seite 20
Brenda Strohmaier
Von wegen Feierabend. Wenn für die einen die Freizeit beginnt, geht für andere der Stress erst los: Ob DJ, Souvenirhändler oder Stadionsprecher, allesamt verdienen sie ihr Geld damit, dass andere Spaß haben. Wir stellen einige dieser Freizeitarbeiter vor. Heute: der Touristenführer Olaf Kappelt.
-----Ich bin König im Hauptberuf. Das heißt, ich biete mehrmals am Tag eine Führung an, bei der ich im Gewand von Friedrich II. Stadtgeschichte vermittle. Ich werde mich also gleich wieder umziehen. Als Vorbild für das Gewand hat unter anderem eine der letzten Original-uniformen aus dem Fundus des Deutschen Historischen Museums gedient. Die Uniform ist natürlich preußisch blau und abgetragen – der König hatte ja immer seine Uniform stopfen lassen. So ist meine Führung auch mehr als ein Oberflächenzauber. Ich versuche, das zu vermitteln, für das Friedrich für mich steht: Unter anderem für Toleranz, und dafür, dass er aus dem spartanischen, soldatisch geprägten Berlin eine Kulturhauptstadt gemacht hat. Oder wie Voltaire sagte: Aus Sparta ward Athen. So hat Friedrich, gleich als er 1740 König wurde, die Oper Unter den Linden errichten lassen. Später verwandelte er Unter den Linden in eine Spazierstraße. Friedrich ging ja gerne spazieren, und an diese Übung knüpfe ich auch in meinen Rundgängen an. Da gehe ich mit den Gästen Unter den Linden lang, so wie es auch Casanova mal getan hat, als er Friedrich einst besuchte. Wenn ich als König unterwegs bin, spreche ich natürlich auch in der ersten Person. Wenn ich zum Beispiel vor der russischen Botschaft stehe, wo einst das Amalienpalais stand, sage ich: "Hier habe ich in meiner Freizeit oft meine Schwester Amalie besucht."
Aufgezeichnet von B. Strohmaier, Foto: Olaf Kappelt bietet königliche Touren an.
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MeinBerlin.de:
Eine Bildertour von Holger H. Melas und Philipp Baer
Königlicher Spaziergang – Spaziergang "Unter den Linden"
>> Königlicher Spaziergang
Mit "Mesdames et Messieurs – willkommen zu einer kleinen Zeitreise zwischen Gestern und Heute", begrüßt König Friedrich II. alias Dr. Olaf Kappelt sein Gefolge. Verkleidet mit künstlicher Hakennase, Zopfperücke, Stulpenstiefeln, Dreispitz, Uniformrock, Säbel und Spazierstock möchte der Alte Fritz den Menschen seine Geschichte(n) auf spielerische Art näher bringen.
Das gelingt ihm locker, indem er nicht den Soldatenkönig gibt, sondern den feinsinnigen, an der Kultur interessierten Schöngeist geschickt in Szene setzt. Olaf Kappelt erzählt die Anekdoten anschaulich, amüsant und gewandt in der Ich-Form. Los geht's am Brandenburger Tor und natürlich versäumt der falsche Fritz an dieser Stelle nicht, auf Napoleon, "den Pferdedieb" zu schimpfen, der die Quadriga 1806 nach Paris verschleppte.
Aufmerksam lauscht das Gefolge, denn aus der 46-jährigen Regierungszeit des Philosophen-Königs gibt es viel zu erfahren: Der Alte Fritz verrät, dass eine seiner ersten Amtshandlungen die Abschaffung der Folter war. Auch die Religions-, Geistes- und Pressefreiheit hat er eingeführt. Schließlich soll "jeder nach seiner Fasson selig werden", zitiert seine Majestät sich selbst.
Auf dem kurzweiligen, 90-minütigen Spaziergang zum Schloßplatz erfahren Berliner und Berlin-Besucher, welche Bauten der König warum errichten ließ und wo er sich mit wem besonders gerne aufhielt. Erstaunt stellen Touristen fest, dass der Alte Fritz das Schloß Sanssouci nur als Sommerresidenz nutzte und häufig im Zentrum von Berlin zu verweilen pflegte.
Kein Wörtchen aus dem königlichen Mund möchte man verpassen. Denn wer weiß schon, dass das plastische Vorbild für die riesige Kuppel der St.-Hedwigs-Kathedrale eine seiner heiß geliebten Tassen mit Trinkschokolade war?
Der Alte Fritz bleibt keine Antwort schuldig. Dem Gefolge wird schließlich klar, wie aus der spartanischen Residenzstadt mit sumpfigen Boden eine moderne europäische Metropole entstehen konnte. Und dazu gehört seiner Meinung nach auch das Stadtschloss, dessen Wiederaufbau der Alte Fritz natürlich nur allzu gerne sähe. So schimpft er noch schnell auf Walter Ulbricht, den "Stadtzerstörer", dann ruft er "Sanssouci – leben Sie sorgenfrei!" und folgt wieder seinen eigenen Spuren.
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